von Michael Beste
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24. September 2024
Es ist kein Geheimnis: Die Welt ist heute ein Ort voller Herausforderungen. Populistische Strömungen, der immer drängendere Klimawandel und die verheerenden Kriege, die täglich Schlagzeilen machen, können einem schon mal das Gefühl geben, dass alles den Bach runtergeht. Aber bevor wir uns in den Abgrund der Negativität stürzen, gibt es eine Frage, die sich stellt: Wie können wir – als Einzelne – positiver werden? Und wie können wir angesichts dieser Probleme trotzdem Hoffnung finden? Lass uns das philosophisch angehen – mit einer Prise Mahayana-Buddhismus, einem Spritzer Weisheit, ein paar historischen Lehren, Yuval Noah Hararis optimistischer Sicht auf die Gegenwart und einer großen Portion Optimismus. 1. Die Welt war schon immer in Krisen – und wir haben sie gemeistert Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit ansehen, scheint es, als wären wir schon immer von Krisen und scheinbar ausweglosen Situationen umgeben gewesen. Aber egal, wie düster es aussah, die Menschheit hat immer wieder Wege gefunden, sich zu erholen und Fortschritte zu machen. Es gab Seuchen, Kriege, Hungersnöte, aber nach jeder Katastrophe folgte eine Erholung, ein Fortschritt. Rutger Bregman beschreibt in seinem Buch „Im Grunde gut“, dass der Mensch in seiner Natur grundsätzlich gut ist und in Krisensituationen oftmals das Beste aus sich herausholt. Er widerlegt die Annahme, dass Menschen in schwierigen Zeiten zwangsläufig egoistisch oder grausam werden. Stattdessen betont Bregman, dass in den dunkelsten Momenten oft Solidarität, Zusammenhalt und menschliche Wärme hervortreten. Auch Yuval Noah Harari in „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ erinnert uns daran, dass es der Menschheit, trotz aller Herausforderungen, noch nie so gut ging wie heute. Er sagt: „Zum ersten Mal in der Geschichte sterben heute mehr Menschen an Überfettung als an Hunger; mehr Menschen sterben an Altersschwäche als an Infektionskrankheiten; mehr Menschen begehen Selbstmord als durch Soldaten, Terroristen und Kriminelle getötet werden.“ Diese Aussage ist eine ermutigende Erinnerung daran, dass wir, trotz der vielen Probleme, global auf einem besseren Weg sind als in der Vergangenheit. Der Mahayana-Buddhismus bietet uns einen weiteren wertvollen Gedanken: Bodhicitta – das Streben nach Erleuchtung für das Wohl aller Wesen. Diese Vorstellung kann uns in scheinbar ausweglosen Situationen helfen, eine größere Perspektive einzunehmen. Statt uns auf unsere individuellen Probleme zu fixieren, können wir unser Mitgefühl auf andere ausdehnen und gemeinsam Lösungen finden. 2. Mitgefühl statt Zorn – Populismus entwaffnen Eines der Probleme in der heutigen Gesellschaft ist die zunehmende Spaltung und der wachsende Populismus. Menschen fühlen sich nicht gehört, ihre Ängste werden politisch ausgenutzt, und es entsteht eine Spirale des Hasses und der Ausgrenzung. Hier kann der Mahayana-Buddhismus helfen: Mitgefühl. Der Philosoph Sokrates sagte: „Es ist besser, Unrecht zu erleiden, als Unrecht zu tun.“ Diese Haltung erinnert uns daran, dass wir den Zorn, der uns oft entgegengebracht wird, nicht mit mehr Zorn beantworten müssen. Mitgefühl bedeutet, die Ängste und Unsicherheiten der anderen zu erkennen, ohne sich davon einnehmen zu lassen. Es ist schwer, Wut mit Mitgefühl zu begegnen – aber genau hier liegt der Schlüssel zu einem positiven Wandel. Im Buddhismus geht es darum, die Leidenschaften zu zügeln und Achtsamkeit zu praktizieren. Statt uns in den Streit hineinzuziehen, können wir den Menschen in schwierigen Zeiten zeigen, dass es auch einen Weg der Geduld und des Mitgefühls gibt. 3. Verantwortung für den Planeten übernehmen Beim Thema Klimawandel wird es richtig ernst. Der Planet ist unser Zuhause, und wir alle tragen Verantwortung dafür. Ein bekanntes Zitat des Philosophen Immanuel Kant lautet: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Übersetzt heißt das: Behandle die Welt so, wie du es für richtig hältst – und erwarte, dass jeder andere ebenso handelt. Diese Verantwortung geht Hand in Hand mit der buddhistischen Praxis der Achtsamkeit und der Nicht-Anhaftung. Wenn wir uns zu sehr an unseren Konsum oder unsere Bequemlichkeit klammern, vernachlässigen wir das größere Ganze. Der Mahayana-Buddhismus lehrt uns, dass alles miteinander verbunden ist. Die Bäume, die Luft, das Wasser – sie alle sind Teil unseres eigenen Seins. Wenn wir diese Verbindung begreifen, werden wir auch bewusster in unseren Entscheidungen und handeln mit mehr Respekt für die Umwelt. Yuval Noah Harari betont, dass wir trotz des Klimawandels in der Lage sind, diese Krise zu bewältigen, wenn wir technologischen Fortschritt und globalen Zusammenhalt vorantreiben. In „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ schreibt er: „Obwohl der Klimawandel ein bedrohliches Problem darstellt, gibt es immer noch Hoffnung, wenn wir mutig handeln und globale Anstrengungen unternehmen.“ 4. Kriege und Konflikte mit innerem Frieden begegnen Die Kriege, die unsere Welt heimsuchen, sind schrecklich und schwer zu begreifen. Krieg ist das Versagen des Dialogs, könnte man sagen. Und hier können wir uns vom Dalai Lama inspirieren lassen, der oft betont, dass der Frieden in uns selbst beginnen muss, bevor er sich in der Welt manifestieren kann. „Frieden kommt von innen. Suche ihn nicht im Außen.“ – das ist nicht nur ein kluger Rat, sondern auch eine Aufforderung, die innere Arbeit zu leisten, um Konflikte zu überwinden. Mahayana-Buddhismus lehrt, dass unser Geist die Quelle aller Erfahrungen ist. Wenn wir Kriege und Konflikte sehen, können wir uns von Wut oder Hilflosigkeit überwältigen lassen – oder wir können die Reise nach innen antreten und an unserem eigenen Frieden arbeiten. So können wir, Stück für Stück, eine positivere Welt schaffen, die nicht von Gewalt und Hass, sondern von Verständnis und Frieden geprägt ist. 5. Gemeinsam wachsen Der Buddhismus erinnert uns daran, dass kein Mensch für sich allein existiert. Wir sind alle miteinander verbunden, und unsere Handlungen wirken sich auf das gesamte Netzwerk des Lebens aus. Aristoteles sagte: „Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen.“ In einer Zeit der Spaltung müssen wir mehr denn je erkennen, dass wir gemeinsam stärker sind. Ob es darum geht, den Klimawandel zu bekämpfen, Populismus zu entwaffnen oder Frieden zu schaffen – wir können diese Aufgaben nur gemeinsam angehen. Fazit: Positivität als bewusste Entscheidung Die Welt ist voll von Herausforderungen, aber sie bietet uns auch die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln und besser zu werden. Durch Mitgefühl, Verantwortung und inneren Frieden können wir lernen, den Widrigkeiten mit einer positiven Haltung zu begegnen. Wie Buddha sagte: „Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft, konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.“ Wenn wir das tun, können wir selbst in schwierigen Zeiten das Beste aus uns und der Welt machen. Wie Harari in „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ betont, haben wir es heute trotz allem besser als jemals zuvor. Und wie Rutger Bregman in „Im Grunde gut“ zeigt, neigen Menschen in Krisen dazu, das Gute in sich zu finden und zusammenzukommen. Vielleicht ist es genau das, was die Welt jetzt braucht – die Entdeckung des Guten in uns allen, um diese Herausforderungen nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervorzugehen.